Wie kommuniziert Österreich anders? Podcast Interview Intercultural Success
Wie kommunizieren die Österreicher anders im interkulturellen Vergleich?
Anna Lassonczyk widmet sich als Intercultural Success-Expertin vor allem Deutschland und anderen Ländern und erfragt im Podcast-Interview mit Silvia Agha-Schantl, das kommunikative Verhalten der Österreicher im internationalen Vergleich am Beispiel von unter anderem Verkaufssituationen.
Der erste und einzige Podcast in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der sich mit interkultureller Kommunikation beschäftigt, spannende Impulse über fremde Länder liefert, entfernte Kulturen näher bringt und erfolgreiche Menschen mit internationaler Erfahrung interviewt.
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Das Interview zum Nachlesen:
Herzlich willkommen zum interkulturellen Podcast „Deutschland und andere Länder“. Es ist der erste und einzige Podcast in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der sich mit interkultureller Kommunikation beschäftigt, spanende Impulse über fremde Länder liefert, entfernte Kulturen näherbringt und erfolgreiche Menschen mit internationaler Erfahrung interviewt.
Heute im Gespräch mit Anna Lassonczyk: Silvia Agha-Schantl. Sie ist leidenschaftliche Kommunikationswissenschaftlerin. Medien bezeichnen sie als talentierte Streberin und mediales Multitalent. Die erfolgreiche Business Trainerin unterstützt Manager, Verkäufer, Berater und Führungskräfte seit über 13 Jahren in Kommunikation, Verkauf und Führung. Zusätzlich ist sie als gefragte Moderatorin und Speakerin auf unterschiedlichen Bühnen im Einsatz. Zu ihren Kunden zählen neben Einzelpersonen auch internationale Unternehmen. Ihr Anliegen ist es, Wissen praktisch und nachhaltig zu vermitteln, um so die Performance zum Erfolg zu steigern. 2011 ist sie als erste Österreicherin mit dem Time Square Award in New York ausgezeichnet worden und hat in den Speaker Games in Österreich den zweiten Platz und in Hamburg den ersten Platz abgeräumt. Herzlich Willkommen Silvia Agha-Schantl!
Silvia Agha-Schantl: Dankeschön.
Anna Lassonczyk: Legen wir sofort los. Wie ticken denn die Österreicher so beim Verkauf?
Silvia Agha-Schantl: Wo soll ich da nur anfangen. Da gibt es irrsinnig viel zu sagen. Wenn es um die Kommunikation geht, sind die Österreicher doch ganz schön spannend unterwegs. Warum? Wenn wir uns mit anderen Ländern vergleichen, zeigt sich in der Kommunikation, dass es einige Spezifika gibt. In der Kommunikation ist es so, dass wir Österreicher immer noch von der Monarchie geprägt sind. Das ist allerdings schon ziemlich lange her. Was wir in Österreich aus dieser Zeit der Monarchie noch behalten haben, ist die unglaublich höfische Haltung.
Anna Lassonczyk: Was genau meinst Du denn mit „höfischer Haltung“?
Silvia Agha-Schantl: Höfische Haltung meint, dass wir sehr devot kommunizieren zum Beispiel in Formulierungen wie „Gestatten Sie, dass ich Sie frage“, „Würden Sie eventuell/möglicherweise/unter Umständen“, „Darf ich Sie fragen“ und so weiter. Diese devote Haltung bedeutet, dass wir noch immer in diese sehr höfischen Haltung hineingehen. Das kommt auch unter anderem von dem folgenden Glaubenssatz, den wir vor vielen Jahrzehnten gelebt haben: „Der Kunde ist König“. Allerdings ist dieser Glaubenssatz inzwischen weit überholt. Denn Kunden wollen nicht nur als Könige behandelt werden, sondern wünschen sich Partner auf Augenhöhe. Das ist natürlich schwierig, wenn ein Österreicher glaubt, dass er überhöflich sein muss und sich dann anstrengt, um möglichst stark in Konjunktiven zu sprechen. Das ist keine Kommunikation auf Augenhöhe, sondern eine auf Hochstatus und Tiefstatus zelebrierte Kommunikation. Das kann jedoch schlecht für den Verkauf sein.
Anna Lassonczyk: Welche Tipps kannst Du den Österreichern geben, damit sie aus dieser Haltung herauskommen und damit sie mit besseren Zahlen im Verkauf rechnen können?
Silvia Agha-Schantl: Dieses Thema der inneren Haltung ist tatsächlich ein sehr spezielles. Ich mache unterschiedliche Trainings und Coachings. Egal ob mit Verkäufern, Führungskräften und Managern, ich merke einfach, dass gerade in Österreich diese geistige Haltung extrem stark verankert ist. Anna, gib mal bei Google „Kunde ist König“ ein. Du wirst sehen, das Millionen verschiedener Treffer angezeigt werden. Das zeigt, dass dieser Glaubenssatz in Österreich sehr stark etabliert ist. Manche schreiben es auf ihre Website und geben damit richtig an. Es ist ein Glaubenssatz, der Ewigkeiten zurückliegt und so stark in unseren Gedanken und unserer Mentalität verankert ist. Wenn ich beispielsweise in verschiedenen Filialen befinde, sehe ich dort Lehrlinge, junge Mitarbeiter und Berater. Oftmals ist es so, dass die Führungskräfte den jungen Menschen eintrichtern, dass der Kunde König ist. Auf diese Weise wird es ihnen von den Chefs mitgegeben. Natürlich versuchen sie dann sich daran zu orientieren. In einem Training oder auch auf der Bühne frage ich auch manchmal in die Runde, wer von den Teilnehmern an das Grundprinzip „der Kunde ist König” glaubt oder auch danach lebt. Daraufhin stehen die meisten auf und antworten mit „Natürlich“. Auf die Frage hin „Wieso“, kommt oft „Das ist ja klar“, „Das war schon immer so” oder „Mein Chef lebt das auch so“. Im ersten Schritt ist es wichtig zu erkennen, in welchen Situationen ich denn in diese höfische Haltung hineingehe. In Dienstleistungsbetrieben kommt es sehr stark vor, dass diese Haltung gelebt wir, vor allem aber bei Frauen. Und hier wird es spannend. Es gibt einen Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Kommunikation. Anna, was denkst Du zum Beispiel, wie das Wort „Entschuldigung“ von Männern bzw. von Frauen benutzt wird? Wer entschuldigt sich öfter: Frauen oder Männer?
Anna Lassonczyk: Ich glaube ich habe selbst inzwischen so viele Kommunikationstrainings gemacht und auch als interkulturelle Trainerin weiß ich, dass es Unterschiede in der Kommunikation gibt. Das ist teilweise von Kultur zu Kultur unterschiedlich. Asiatische Länder sind die Meister darin, sich zu entschuldigen und so höflich wie möglich zu sprechen. Aber auch die Engländer verwenden oft den Konjunktiv wie in “Would you, please” or “Could you”. Wenn wir Männer und Frauen als Kultur bezeichnen können, entschuldigen sich Frauen häufiger für etwas, wozu es überhaupt keinen Grund gibt.
Silvia Agha-Schantl: Genau. Eine Studie hat gezeigt, dass sich 72 Prozent aller Frauen in Deutschland und Österreich entschuldigen, wobei sich die Männer kaum entschuldigen. Sie entschuldigen sich nur dann, wenn sie richtigen Mist gebaut haben. Bei den Frauen ist das manchmal inflationär. Die Frauen entschuldigen sich für Dinge, für die sie gar keine Schuld tragen. Wenn wir uns das Word „Entschuldigung“ allerdings genauer ansehen, steckt in diesem die Schuld. Wenn ich eine Entschuldigung ausspreche, ist es ein Schuldbekenntnis. In Österreich und Deutschland ist es mit dem Entschuldigen gleich. Hier lautet der Tipp: Liebe Frauen, wir entschuldigen uns am besten nur dann, wenn wir wirklich Schuld an etwas haben, aber nicht inflationär. Was meine ich mit inflationär? Anna, wenn Du Dir beispielsweise vorstellst, dass wir zwei in einem Restaurant in Hamburg sind. Wir trinken Kaffee und essen Kuchen. Deine Kaffeetasse ist mittlerweile jedoch leer. Was ist das erste, was Du sagst, um dem Kellner deutlich zu machen, dass Du jetzt gerne einen neuen Kaffee hättest. Mit welchem Wort sprichst Du ihn an?
Anna Lassonczyk: Optimal wäre es, wenn ich ihn anlächele und er daraufhin selber merkt, dass ich noch etwas brauche. Mit einem zauberhaften Lächeln würde ich ihm dann sagen: „Könnte ich bitte das und das haben“. Wenn er mich nicht hört, ist das erste Wort was mir als erstes einfällt tatsächlich „Entschuldigung“, obwohl es ja eigentlich seine Aufgabe ist, meine Bestellung aufzunehmen und mir anschließend meinen Kaffee zu bringen.
Silvia Agha-Schantl: Wofür genau entschuldigst Du Dich dann? Wir entschuldigen uns für Dinge, für die wir keine Schuld tragen. Oder bist Du Schuld, wenn Du in einem Café noch einen Kaffee bestellen möchtest. Ganz im Gegenteil. Du bescherst dem Lokal mehr Umsatz. Du erhöhst die Wahrscheinlichkeit, dass der Kellner mehr Trinkgeld bekommt. Das ist eine super Sache. Du musst Dich als Kunde nicht entschuldigen, wenn Du als Kunde mehr bestellen möchtest und Umsatz bringst. Es ist eigentlich eine ganz typische Sache, wo wir wieder in diese höfische Haltung hineingehen. Das gleiche passiert, wenn ich Menschen unterbreche. Was die Österreicher total gerne beim Unterbrechen sagen, ist „Entschuldigung, ich will Sie nicht unterbrechen, aber“.
Anna Lassonczyk: Da haben sie die andere Person schon unterbrochen. Das wollen sie dann ja auch in dem Fall. Es war eine bewusste Entscheidung.
Silvia Agha-Schantl: Ja, richtig. Das Problem ist aber, dass das Wort „Entschuldigung“ oder Formulierungen wie „Gestatten Sie“, „Würden Sie mir freundlicher Weise“ oder „Erlauben Sie mir, dass“ in einem Kundengespräch unsere Kompetenz schwächen. Sie machen uns noch kleiner. Das muss nicht sein. Statt mit dem Wort „Entschuldigung“ kann ich Dich, Anna, in einem Gespräch unterbrechen, indem ich Deinen Vornamen sage. Wenn ich zum Beispiel mit einem Herrn Meier spreche, sage ich: „Herr Meier, ein Punkt ist mir da noch wichtig“ anstatt „Entschuldigung Herr Meier. Darf ich auch etwas sagen?“.
Anna Lassonczyk: Den Tipp finde ich so wertvoll. Deswegen mache ich auch die Podcasts: Um mehr von meinen Interviewpartnern zu lernen. Das ist genial. Einfach die Namen sagen. So einfach ist es.
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Quelle: Website Intercultural Success
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